Basierend auf Interviews mit den Stellensuchenden verfasst die Texterin Miriam Lenz dazu einen gehaltvollen Bewerbungstext. Aus diesen Porträts entstehen eine digitale Fotoausstellung, Poster und Postkarten, die am nationalen Flüchtlingstag an verschiedenen Standorten im ganzen Kanton Bern lanciert werden. Später sollen Ausstellung und Bewerbungsdossiers gezielt auf geeigneten Webseiten abrufbar sein. «Das ermöglicht eine kostengünstige Verbreitung und Vernetzung mit wichtigen Organisationen, Anbietern und im Idealfall auch mit Arbeitgebenden», erklärt Anne Aufranc. «Im besten Fall verhilft die Kampagne den Mitwirkenden zu einer Stelle».»
Barbara Graf Mousa, Fluchtpunkt
«Die grossformatigen Bilder, die der chilenische Fotograf und Künstler Enrique Muñoz García von Flüchtlingen, die sich auf Arbeitssuche befinden, angefertigt hat, vermittelten zunächst einen Hauch Irritation: Der Blick des Betrachtenden wurde durch das leicht weichgezeichnete, unscharfe Gesicht hin zu den Augen dieser Menschen geführt, wo sich die gesamte Bildschärfe konzentrierte. So kamen die BesucherInnen nicht umhin, den Portrai- tierten in die Augen zu sehen und gleichsam von ihnen – den Beobachteten – beobachtet zu werden. Eine weitere formale Besonderheit gelang Muñoz García in der Umkehrung des Verhältnisses zwischen Bild- und Textin- formation, wie es beim Bewerbungsprozedere üblich ist. Während beim Bewerbungsschreiben und dem dazugehörigen Lebenslauf die Textinformation überwiegt, wurden zu den Bildern der Ausstellung nur kurze, eingängige Textfragmente gezeigt. Muñoz García stellte in der Aus- stellung also ganz den Menschen mit seinen Hoffnungen und Potentialen in den Mittelpunkt und rückte die oftmals problematisierte Biographie von Flüchtlingen für einmal etwas in den Hintergrund.»
Claudia Dubacher, Asylnews
«Es ist eine nüchterne Aufnahme. So, wie man sie auf einen Bewerbungsbogen vermuten würde – gewollt: Der chilenische Fotograf Enrique Muñoz García hat Nyein als potenziellen Arbeitnehmer abgelichtet. Stellvertretend für rund 22 000 Personen, die wie Nyein vorläufig in der Schweiz aufgenommen sind und grundsätzlich arbeiten dürfen oft aber nur schwer Anstellung finden. Darauf wollen die Veranstalter des Berner Flüchtlingstages am Samstag hinweisen, unter anderem mit einer Porträtserie über Arbeit suchende Flüchtlinge.»
Matthias Ryffel, Der Bund